Wenn ein jugendlicher Mann seine Ausbildung zum Ritter beginnt und in die
Pagenschaft eintritt, wird er von der ersten Stunde mit den Tugenden
eines christlichen Ritters in Dunbar konfrontiert.
Der Ritter wird gegenüber seinem Schützling keine Gelegenheit
auslassen, ihm den tieferen Sinn an theoretischen und praktischen
Beispielen im Leben zu erläutern. Der junge Page und spätere
Knappe sollte seinerseits den Willen zum Verständnis und die
Integrität der Tugenden in seinem Charakter ständig unter
Beweis stellen.
Die Tugenden sind es, die einen Ritter zu dem machen, was er ist. Es sind
Gebote für ihn und dienen als Philosophie in allen Lagen des
Lebens. Nach den Tugenden zu Leben und zu Handeln bleibt schwerste
Herausforderung im Dasein eines Ritters. Nicht selten verlangt das
Schicksal von ihm eine Abwägung der menschlichen Werte wie Moral,
Pflichtbewusstsein oder Ehre. Von inneren Zwiespälten gepeinigt
muss der Ritter eine Entscheidung treffen für die er sich unter
Umständen später verantworten muss, da sie nach Meinung
anderer falsch gewesen sein könnte.
Gerade die verantwortungsbewusste Standhaftigkeit zu einer Meinung mit all
ihren Konsequenzen oder das spätere Eingeständnis von Fehlern,
machen den wahren Ritter aus. Der Ritter versucht Vollkommenheit bei
der Anwendung der Tugenden zu erzielen, doch er weiss um seine Fehlbarkeit.
Um mit sich ins reine zu kommen, hat der Ritter die Möglichkeit
Busse zu tun. Diese kann ihm auferlegt werden oder bestimmt für
sich selbst das Mass zur Wiederherstellung seiner ritterlichen Ehre.
Je nach Schwerwiegen des Grades der Verfehlung können Gebete,
besonders aufopferungsvolle Dienste an Mitmenschen oder Pilgerfahrten
die Folgen sein. In besonders gravierenden Fällen stürzen
sich mache Ritter in aussichtlose Kämpfe um so vom Allmächtigen
direkt gerichtet zu werden. Sie sterben dann im Bewusstsein wenigstens
als Mann in der Schlacht gefallen zu sein.
Da es in den Mittellanden auch zahlreiche Ritter anderer Glaubensgemeinschaften
gibt, ist dort die Anzahl und die Auslegung der Tugenden häufig
eine andere. Was aber einen jeden Ritter miteinander verbinden dürfte,
ist seine persönliche Ehre.
Die 6 ritterlichen Tugenden im Earldom of Dunbar
sind:
• Wahrhaftigkeit
• Gerechtigkeit
• Frömmigkeit
• Tapferkeit
• Besonnenheit
• Demut
Die Wahrhaftigkeit (lat. Veritas)
In der Wahrhaftigkeit sieht ein dunbarer Ritter das freie Einstehen für
sich und seiner Umwelt.
In einer Lüge sieht er nur dann die Wahrhaftigkeit nicht beeinträchtigt,
wenn er sich nicht selbst etwas vormacht. In dem Moment wo er sich selbst gegenüber
nicht zugibt gelogen zu haben und somit
sich die Verhältnisse so zurecht legt das er den Schein der Ehrlichkeit wahrt,
beginnt der caressianischen Ritter unwahrhaftig zu werden.
Gefährlich wird die Unwahrhaftigkeit dann, wenn der Ritter aufgrund seiner Unwahrhaftigkeit
glaubt sein Verhalten und Aussagen verantworten zu können.
Ein Beispiel:
Ein Ritter soll im Auftrages seines Gefolgs- oder Lehnsherrn im Lande umher reiten um für
Sicherheit unter der Bevölkerung zu sorgen. Er leistet diesem Auftrag nicht folge, sondern
ruht sich für die Dauer dieses Einsatzes aus und meldet dem Herrn nach Ablauf der Frist, dass
er den Auftrag ausgeführt habe. In diesem Moment handelt der Ritter unwahrhaftig. Gefährlich
wird es, wenn der Ritter, aufgrund seiner Faulheit, versäumte bedrohten Bauern zur Hilfe zu eilen,
dem Lehnsherrn aber meldet, das er selbst Opfer eines Hinterhalts wurde und somit den Bauern keine Hilfe
zukommen lassen konnte.
Die Gerechtigkeit (lat. Iustitia)
Für einen dunbarer Ritter bedeutet die Gerechtigkeit jedermann fair und moralisch
angemessen zu behandeln. Gleichwohl beruht die Gerechtigkeit auf den Grundsätzen der Gesellschaft
und deren Einteilung in die Stände.
Beispiel:
Ein Ritter soll im Zuge eines Gerichtstages im Auftrag seines Gefolgs- oder Lehnsherrn recht sprechen.
Er darf hierbei nicht der Willkür verfallen, sondern die Bevölkerung soll auf Grundlage der
gültigen Gesetze, der moralischen Umstände und den Grundsätzen des Glaubens ein Urteil erwarten.
Die Frömmigkeit (lat. pietatis)
Für den dunbarer Ritter zeichnet sich die Frömmigkeit durch sein richtiges,
religiös vorbildliches Verhalten gegenüber anderen Menschen, seine Gesinnung und sein Handeln
in der Beziehung zu Gott aus. Hierbei gebietet es dem frommen Ritter, dass sein Denken und Tun wahrhaftig
sind und das sie im Einklang mit seiner Person und Persönlichkeit stehen.
Die Tapferkeit (lat. fortitudo)
Die Tapferkeit ist für einen dunbarer Ritter die Fähigkeit einer schwierigen Situation,
zur Not allein oder als Gruppe, in der überzeugung für etwas übergeordnetes zu streben,
entgegenzutreten.
Dabei zeigt er sich in dem Willen, ohne Garantie auf die eigene Unversehrtheit, einen physischen oder
mentalen Konflikt durchzustehen mit der Motivation, den Sieg davonzutragen, zumindest in der Hoffnung auf
einen glücklichen Ausgang.
Der dunbarer Ritter zieht eine genaue Trennlinie zwischen der Tapferkeit und blindem Aktionismus.
So mag die Nichtannahme eines Kampfes, und der daraus resultierende Rückzug tapferer sein, wenn am
Ende der Gesamtsieg erreicht wird, als wenn man sich in diesem Kampf, auf Grundlage falschverstandener
Tapferkeit, aufreibt und verliert.
Die Besonnenheit (lat. consideratio)
In der Besonnenheit sieht der dunbarer Ritter den Unterschied zur Impulsivität die überlegte,
selbstbeherrschte Gelassenheit, die besonders auch in schwierigen oder heiklen Situationen den Verstand
die Oberhand behalten lässt, um vorschnelle und unüberlegte Entscheidungen oder Taten zu vermeiden.
Die Demut (lat. humilitas)
Der demütige Ritter erkennt und akzeptiert – aus freien Stücken –, dass es etwas für ihn
Unerreichbares, Höheres gibt. Der demütige caressianische Ritter macht sich selbst dadurch nicht
klein oder leugnet seine eigenen Werte, sondern erkennt, in einer realistischen Selbsteinschätzung,
seine Position in der Welt: seiner eigenen Geringfügigkeit im Vergleich mit weltlichen und geistlichen
Herrschern und mit der Größe Gottes, aber zugleich seine Würde und seinen Wert als treuer
Gefolgsmann und Hüter der Ideale, auch wenn er sie nie erreichen kann, sowie als Geschöpf und Kind
Gottes.